Über Bilder von Gerhard Altenbourg

Künstlerbuch „Altenbourg. Zehn Reproduktionen
Künstlerbuch „Altenbourg. Zehn Reproduktionen
und zwei Original-Zeichnungen“ mit bearbeiteten
Fotografien und zahlreichen Einzeichnungen.
Text gesetzt von Frank Grimm.
31 x 22 cm (geschlossen)
Stiftung Gerhard Altenbourg

Frank Grimm

Die Gegenstände kann ich nur nennen. Zeichen vertreten sie. Ich kann nur von ihnen sprechen, sie aussprechen kann ich nicht.
Ludwig Wittgenstein

In diesen Bildern geht es um die Verwirklichung eines visuellen Vorgangs, nicht um die Gestaltung einer bildnerischen Idee. Die geistige Substanz kulminiert in einer Informationseinheit, die ihrerseits wieder als ihre eigene ureigenste Kommunikation ein Zeichen produziert. Damit nähern wir uns der modernen Ästhetik, wie sie sich nach einer langen Periode des Suchens und der Klärung immer wieder herausbildet. Max Bense weist in seinen „Ästhetischen Informationen“ den funktional-semantischen Charakter der Ästhetik nach, bei Gerhard Altenbourg versucht er, Gestalt zu werden.

„Ich liebe keine Kraftmeierei“, meint Altenbourg und: „Malerei ist Organisation der Bildfläche.“
So handelt es sich nicht um die Darstellung der Objekte von einem angenommenen Ursprung her; denn ein a priori wahres Bild gibt es nicht. Das visuelle Erlebnis wird in einem bestimmten Prozeß in räumliche Beziehungen gebracht, wobei der Moment des Abbruchs entscheidend ist, nicht der Ausgangspunkt.

Es entstehen Signale vom bewegten Ereignis des Lebens, das immer den Keim des Todes in sich trägt.

Schönheit ist somit kein ontologischer Begriff, sondern ein kinetischer Vorgang, der den physikalischen kompensiert, der im Sinne der Entropie dauernder Zersetzung zustrebt; die sich in ununterbrochener Bewegung befindlichen Strukturen wachsen vollkommen in den Raum hinein, ihre Gestalt im Augenblick der Fixierung zeigt sich in der Form, die sich unseren Augen bietet.

Geschichtlich betrachtet, erfährt dabei der Barock als Suche und Darstellung eines Absoluten seine endgültige Überwindung.
In seinem „Tractatus logico-philosophicus“ sagt Ludwig Wittgenstein: Die Form ist die Möglichkeit der Struktur. Die Struktur der Tatsache besteht aus den Strukturen der Sachverhalte. Die Gesamtheit der bestehenden Sachverhalte ist die Welt.

Diese Gesamtheit der bestehenden Sachverhalte ist auch die Welt des Malers Gerhard Altenbourg, sie wird bildlich in einer Raumprojektion, in der die Strukturen als ästhetische Möglichkeiten erscheinen.

Aus dem Künstlerbuch: „Altenbourg. Zehn Reproduktionen und zwei Original-Zeichnungen“.
Mit einer Einführung von Frank Grimm. Galerie Springer, Berlin 1958

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